Insektenfreundliche Pflege von Wiesen

Insekten leisten ungemein viel – beispielsweise bestäuben sie Pflanzen, verbessern die Bodenfruchtbarkeit und sind Nahrung für viele Vögel, Amphibien, Reptilien und Säugetiere. Umso alarmierender ist der starke Rückgang der Insekten in Deutschland. Auch wenn die Ursachen für das Insektensterben vielfältig sind, ist ein wesentlicher Grund, dass es zu wenig geeignete Lebensräume gibt. Schottergärten, kurzer Zierrasen und betonierte Vorgärten bieten Insekten keine Nahrung und Unterschlupf. Insekten brauchen Feldraine, Unkrautecken und wilde Wiesen mit einem reichen Angebot an Nahrungspflanzen. Jedes Stückchen Grün kann dabei helfen, wenn es insektenfreundlicher gepflegt wird.

Sie haben es bei Ihren Grün in der Hand: Die Schnitthöhe des Rasenmähers höher einstellen – am besten 10 cm – und weniger mähen. So können heimische Krautpflanzen wie die Gemeine Schafgarbe, der Wiesen-Bocksbart, die Wiesen-Margerite und die Wiesen-Flockenblume in voller Pracht erblühen. Steigt die Anzahl der Blüten einer Wiese, erhöht sich auch die Vielfalt der Insekten, die an, auf und von diesen Pflanzen leben.

Zudem ist im Vergleich zu herkömmlichen Zierrasen die Wiesenpflege weniger aufwendig, da weder Düngung noch Pestizide nötig sind. Auch ist die Gefahr, dass ihre Wiese in den zunehmend trockenen Sommern „verbrennt“ deutlich geringer. Pro Jahr reichen je nach Standort ein bis maximal drei Schnitte.

Allerdings können Blumenwiesen nicht ständig betreten werden und sind daher nicht als Spiel- und Sportflächen geeignet. In fast jedem Garten oder Grünfläche lassen sich jedoch Bereiche mit intensiver und weniger intensiver Nutzung abgrenzen. Idealerweise mähen Sie erst, wenn die meisten Blumen Samen gebildet haben. Das Schnittgut sollte am besten zwei bis drei Tage auf der Fläche liegen, damit die Samen herausfallen können. Danach kann das Schnittgut beräumt und entweder auf den Kompost oder im Biomüll entsorgt werden. Bei entsprechender Trocknung ist natürlich auch eine Verwertung als Heu für Kleintiere möglich. So werden der Fläche nach und nach Nährstoffe entzogen. Denn die Faustregel lautet, um so magerer, also nährstoffärmer ein Boden ist, umso besser lässt sich eine artenreiche Blumenwiese entwickeln und erhalten.

Mit Rücksicht auf die Wiesenbewohner sollten Sie nach Möglichkeit nicht die ganze Wiese auf einmal mähen. So bleiben immer einige Rückzugsmöglichkeiten erhalten.

Beobachten Sie, ob und wie sich die Zusammensetzung der Gräser und Kräuter verändert. Welche Auswirkung hat der Pflegerhythmus? Wie erzielen Sie die blüten- und artenreichsten Bereiche?

Damit Ihre insektenfreundliche Wiese etwas ordentlicher aussieht, können Sie auch die Randbereiche zu Wegen oder Grundstücksgrenzen kurzhalten.

Wenn Sie sich auf das Experiment „Wilde Wiese“ einlassen, benötigen Sie etwas Geduld. Denn die Umwandlung eines Zierrasens in eine bunte Wiese allein durch die Umstellung der Pflege braucht Zeit. Wem es nicht schnell genug geht, kann mit der Einsaat von regionalem Saatgut nachhelfen. Jedoch schon durch den Verzicht von Pestiziden, Dünger und eine seltenere Mahd helfen Sie den tierischen Wiesenbewohnern, auch wenn sich die Vielfalt der bunten Blüten erst nach und nach einstellt.

Weitere Informationen:

Informationssystem – Naturnahe Begrünungsmaßnahmen – Abschnitt für interessierte Bürger:innen

zurück