Keine Frage – die vielblättrige Stauden-Lupine (Lupinus polyphyllus) istmit ihren auffälligen violetten Blütenständen ein echter Blickfang. Ursprünglich kommt sie aus dem pazifischen Nordamerika und fand um 1826 erstmals als Zierpflanze in England eine neue Heimat. Von da ging es dann weiter nach Deutschland. Neben dem Einsatz als Zierpflanze, wurde die Lupine auch als Zwischensaat in Gehölzpflanzungen und Wildfutter ausgebracht.
So hat es nicht lang gedauert bis die Lupine verwilderte – schon 1890 wurde sie erstmals in Bayern in der freien Natur nachgewiesen. Auch im Ilm-Kreis breitet sich die Art zunehmend aus. Die Lupine ist recht anspruchslos und besiedelt Straßen- Böschungen, Magerrasen, lichte Wälder, feuchte Wiesen und Bergwiesen. Der Schwerpunkt der Verbreitung liegt jedoch auf frischen Standorten der Bergwiesen, so denn auch im Ilm-Kreis.
Als Vertreterin der Schmetterlingsblütengewächse verfügt die Lupine über die Fähigkeit mit Hilfe von Knöllchenbakterien an den Wurzeln Luft-Stickstoff im Boden anzureichern. In der Folge wird der Boden immer nährstoffreicher.
Pflanzen, die an nährstoffarme Böden angepasst sind, haben so keine Chance und werden sukzessive verdrängt. Nährstoffreiche Standorte sind deshalb in der Regel auch artenärmer – meist dominieren wenige stickstoffliebende Pflanzen. Hinzu kommt, dass eine Lupinenpflanze bis zu 2000 Samen bildet, die durch einen Schleudermechanismus bis zu 7m weit befördert werden können. Über diese Strategie können sich rasch Massenbestände etablieren. Die Lupine unterdrückt mit ihrem dichten Wuchs die meisten anderen Arten der Krautschicht. Neben der Anzahl der Pflanzenarten sinkt auch die Insektenvielfalt. Vor allem bei den Tiergruppen Käfer, Ameisen und Schmetterlinge nimmt die Arten- und Individuenzahl in Lupinenbeständen ab. Dies wiederum bedeutet weniger Nahrung für insektenfressende Tiere, wie z. B. den Wiesenpieper (Anthus pratensis). Die teils dichten Bestände der Lupine sind zudem als Lebensraum für bodenbrütende Vögel ungeeignet, da die Nester überwuchert werden.
Unsere wertvollen Bergwiesen sind durch eine extensive Nutzung, d. h. späte ein- bis maximal zweischürige Mahd oder Beweidung mit wenigen Tieren entstanden. Durch diese traditionell extensive Nutzung entstanden nährstoffarme und damit artenreiche Wiesen. Auf den mageren Standorten finden sich v. a. die Echte Arnika (Arnika montana), Ährige Teufelskralle (Phyteuma spicatum) und Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia). Die Bärwurzwiese, mit der namensgebenden Bärwurz (Meum athamanticum) bzw. die artenreichen und farbenprächtigen Goldhaferwiesen sind dagegen etwas nährstoffreicher. Das Heu der Wiesen dient bis heute als Viehfutter und ist begehrt. Die Lupine mindert jedoch die Heuqualität, denn viele Tiere meiden dieses Heu.
Bergwiesen besitzen einen sehr vielseitigen Blühaspekt und bieten darum vielen unterschiedlichen Insekten eine wichtige Nahrungsgrundlage. Die Braunschuppige Sandbiene (Andrena curvungula) hat sich z. B. auf die Ährige Teufelskralle und Glockenblumen spezialisiert und kann ohne ihre Nahrungspflanzen nicht überleben. Diese Wildbienenart ist in Thüringen gefährdet und daher auf einen intakten Lebensraum angewiesen.
Im Auftrag der unteren Naturschutzbehörde werden aktuell an verschiedenen Orten Lupinenbestände mechanisch beseitigt. Insbesondere dann, wenn die Lupine innerhalb oder in direkter Nachbarschaft zu besonders geschützten Biotopen oder Schutzgebieten wächst und ihre weitere Ausbreitung die Lebensräume von seltenen Pflanzen und/oder Tieren bedroht. Wie z. B. auf der ehemaligen Deponie in Altenfeld, die sich in direkter Nähe zu mehreren, teils orchideenreiche Bergwiesen befindet. Damit es auf diesen Flächen nicht zu Massenbeständen der Lupine und Nährstoffanreicherung kommt, werden die Flächen noch vor der Samenreife gemäht.
Wenn Sie Fragen haben zu invasiven Arten, können Sie sich an Herrn Moritz Brinkel, untere Naturschutzbehörde, 03628 – 738 674 oder E-Mail m.brinkel@ilm-kreis.de
